Natur / Tiere:

Der Schwarzhörnige Totengräber

Ich entdeckte beim Fotografieren nahe Altena (NRW) einen Käfer, der auf seinem Rücken kleine Tierchen hatte. Ich dachte zunächst, dass das der Nachwuchs sei, erfuhr dann aber in einer Facebook-Gruppe („Insektenfreunde“), dass es Milben seien, die den Käfer als Transportmittel nutzen würden. Ein kleiner Artikel darüber soll diesen neuen Blog einleiten.

Schwarzhörniger Totengräber auf einem Blatt; Bild: Michael Schnell

Schwarzhörniger Totengräber auf einem Blatt; Bild: Michael Schnell

Der Schwarzhörnige Totengräber (lat. Nicrophorus vespilloides) ist ein Käfer, der ungefähr 15 mm lang ist und eine auffällige und schöne orange-rote Musterung auf den Flügeln hat. Der Totengräber zählt, wie der Name schon vermuten lässt, zu den Aaskäfern, die zumeist Leichen von Wirbeltieren fressen.

Trotzdem: Warum heißt der Käfer Totengräber? Das liegt an der Methode, wie der Käfer mit toten Tieren umgeht und wie er die Nachkommen versorgt. Das Aas dient nicht nur zur eigenen Ernährung, sondern in Fortpflanzungszeiten auch für die eigene Brut. Nach der Paarung graben und wühlen Männchen und Weibchen in der Erde unter dem gefundenen toten Tier, so dass dieses immer weiter in den Boden einsackt. Zudem wird ein Gang schräg in die Erde erstellt – und dort hinein das Aas gedrückt.  Von nun ab ist nur noch das Weibchen wichtig. Sie schickt das Männchen weg und legt ihre Eier (bis zu 24) entlang des Ganges. Die geschlüpften Larven erhalten zunächst Erbrochenes der Mutter als Nahrung. Sind sie stark genug, fressen sie das Aas. Schnell wachsen sie heran, verpuppen sich noch und schlüpfen schließlich als Jungkäfer.

Auf dem Foto oben und unten sind kleine Tierchen auf einem Schwarzhörnigen Totengräber zu sehen: Milben!

Ausschnitt aus dem Bild oben; Bild: Michael Schnell

Ausschnitt aus dem Bild oben; Bild: Michael Schnell

Milben leben teilweise parasitisch an Käfern, teilweise nutzen sie die Käfer auch als Transportmittel (Klausnitzer: Wunderwelt der Käfer, 2019, S. 68 und 169). Beim Totengräber erfüllen sie damit sogar noch weiterreichende Aufgaben. Werner David beschreibt das Zusammenwirken sehr schön in seinem Buch „Von Fallenstellern und Liebesschwindlern“ (2009):

„In diesem speziellen Fall sind die Milben nicht lästig, sie sind sogar für das Überleben des Käfernachwuchses zwingend erforderlich. Eigentlich sollte man erwarten, dass die Totengräber und ihr Nachwuchs während der zweiwöchigen Brutpflege von der explosionsartigen Entwicklung der Fliegenbrut geradezu überrollt werden. (…) Sobald der Käfer einen Kadaver entdeckt hat, gehen die Milben freudestrahlend von Bord. Sie ernähren sich aber netterweise nicht von Aas, sondern von Fliegeneiern und den jungen Fliegenlarven, dadurch halten sie den schwer schuftenden Käfern den Rücken frei und die Fliegen machen die Fliege. Sobald die neue Käfergeneration schlüpft, wird sie erneut von den flugunfähigen Milben bestiegen, die damit neue, ergiebige Jagdgründe besiedeln können. Beide Partner sind dabei glücklich, die Milben gelangen problemlos von einem Kadaver zum nächsten ohne sich Wasserblasen zu laufen und die Käfer können auch ohne Fliegenklatsche in Ruhe speisen.“

Wenn Tiere andere Tiere zur Fortbewegung nutzen, spricht man von „Phoresie“. Es gibt in der Natur viele Beispiele dafür: Der Schimmelkäfer „Antherophagus similis“ beispielsweise heftet sich an Hummeln, die ihn mit zu ihren ihre Nestern tragen. Der Käfer legt dort seine Eier, die Käferlarven entwickeln sich in den Nestern der Hummeln. (Klausnitzer: Wunderwelt der Käfer, 2019, S. 3).

Schwarzhörniger Totengräber mit Milben auf einem Blatt; Bild: Michael Schnell

Schwarzhörniger Totengräber mit Milben auf einem Blatt; Bild: Michael Schnell

Benutzte Literatur:

  • Bernhard Klausnitzer: Wunderwelt der Käfer. 3. Auflage. Berlin 2019.
  • Werner David: Von Fallenstellern und Liebesschwindlern. 2009.
  • Wikipedia: Antherophagus similis. Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Antherophagus_similis (abgerufen am 29.06.2023).